BABEL FAST – Targoviste, internationales Theaterfestival besonderer Ästhetik auf dem rumänischen Land

Mit Darbietungen aus England, Südkorea, dem Iran, der Ukraine, freien rumänischen Gruppen und Off-Theatern, die man recht selten zu sehen bekommt, bot das BABEL FAST ein anspruchsvolles Programm.

BildEtwa 70 Km nordwestlich von Bukarest liegt in einem beschaulichen Gebiet der Region Muntenia-Sud, Südkarpaten (Carpatii Meridionali), der Kreis Dambovita. Die eher verlassene Gegend, bei der die Zeit stehen geblieben scheint, streckt sich zum Teil in die Große Walachei aus und in der Mitte liegt deren Hauptstadt Targoviste mit etwa 90.000 Einwohner. Sechs Fußballer, ein Politiker und ein Musiker zählen zu den Persönlichkeiten der ehemals bedeutenden Hauptstadt der Walachei, die bis 1714 Fürstensitz war, jedoch im Laufe der Jahre ihre Bedeutung als politisches und soziales Zentrum des Landes verlor. Doch auch heute ist immer noch ein wenig vom Charme einer ehemaligen Residenzstadt der Fürsten geblieben.
Im Jahre 1456 wurden hier der berühmte Vlad III. Draculea inthronisiert und am 25. Dezember 1989 nach dem Urteil eines Militärtribunals der gestürzte kommunistische Diktator Nicolae Ceau?escu und seine Ehefrau Elena hingerichtet. Vlad III Draculea, Vlad Tepes, der Pfähler, hatte vormals sein Schloss hier in Targoviste der ehemaligen Hauptstadt. Hier also hätte der echte Dracula gelebt, wäre er nicht eine Erfindung von Bram Stoker gewesen.

Die Schlossruinen zeugen von vergangener Macht und auch nur langsam verschwinden die politischen Reste der Zeit vor 1989; immer noch weht ein leiser Hauch dieser Vergangenheit durch die Haare der Menschen von Targoviste. Nur langsam bekommt man sie los, denn diese Geister verstehen, sich auf latinischer Lethargie breit zu machen.
Trotz und alledem, mit viel Ausdauer und Mut behauptet sich hier seit einigen Jahren ein Nischen-Theaterfestival unter Leitung des mal gefeierten, mal gefeuerten CONSTANTIN MIHAI (RANIN), zugleich Chef des Stadttheaters Tony Bulandra.
Die Berliner Volksbühne, das Changpa Theater aus Südkorea, das KAZE Theater Tokio so wie das Armenische Nationaltheater Eriwan und das Oskaras Korsunovas Theater (Litauen) gastierten und bereicherten Targoviste und ihre Bürger um seltenes Theater- und Kultur-Geschehen. Jedes Mal drehte sich der Festival-Kreisel um eine spezielle Thematik. In der Ausgabe dieses Jahres standen “Bewegung, Ausdruck und Körpersprache” über dem BABEL FESTIVAL, hierzu einige Eindrücke in Auswahl.

Der Theaterpart des Festivals startete heuer gleich mit zwei stürmischen Vorstellungen. Die Eigenproduktion des Veranstalters in portugiesischer Kooperation “Rosmarin oder Majoran” von Antonio Jose da Silva und “Eine stürmische Nacht” von I.L. Caragiale des Garagen-und Hoftheaters, Timisoara .
Teatrul Municipal Toni Bulandra Targoviste gab seinen Festival-Einstand mit einer Reihe komödiantischer Asse. Die Truppe AUALEU, teatru de Garaj si Curte, bot eine rasante Show im Kerzenlicht mit Publikum um einen langen Tisch. So nahe war Theater selten. Ein überaus amüsanter Caragiale. Und was auf dem Tisch Amouröses passierte, als die acht Kerzen ausgeblasen wurden, hinterließ seine Spuren. Das Publikum war hingerissen!

HABEMUS BEBE, Compania Arte No More aus Bukarest: Wer noch nicht wusste, was so zwischen Atemübungen und Babygeschrei alles abgeht, der musste diese fein gesponnene Schau dreier “Mütter für das Vaterland” sehen. Köstliche Wahrheiten, die an die Grenzen des Machbaren gehen, wenn wir an unsere zukünftigen Sozialversorger denken. Wir lieben die Kleinen und sie werden uns tagtäglich stolz auf Facebook präsent, ob wir wollen oder nicht. Eine köstlich bittere Vorstellung.

Paul Roberts’ Bühnenthriller PINK CONFETTI in der Regie von Oliver Dawe führte den Zuschauer an den Rand des Zweifels am Menschen im Nord-Irland Konflikt. Die Etch Theatre Company (UK) ließ jeden bis tief ins Mark erschauern. Vier sympathischen Darsteller (Joshua Hill, Angus Miller, Rory Murphy und Mathew Wernham) lieferten gekonnt ein kriminell brutales Horrorszenario ab. Autor und Regisseur hatten es sich nicht nehmen lassen, in die rumänische Provinz zu kommen, eine Hommage an BABEL. So ein Stück kann man nur durch Insider Tipps finden.

Ionescos STÜHLE (aus Teheran) in einer für iranisches Theater typischen “frei nach” Inszenierung stand ebenfalls auf dem Festival-Kalender: die Geschichte in der Geschichte, die Wahrheit hinter der Wahrheit, ein wichtiges Stilmittel, um im fundamental religiös diktierten Land zu überleben. Bunt, bizarr und überfärbt, so liebt man es in Teheran. Diese Inszenierung von Talie Tarighi ging weiter, war westlich, was u.a. das Verhalten Mann/Frau betrifft und mit einigen sexuellen Andeutungen sicher für den Export bestimmt. Dass es in dieser offenen, ungebundenen Form durch die Wertekontrolle der Teheraner Sittenwächter gekommen sein soll, da in geschlossener Gesellschaft im Untergrund gespielt, gibt dem Ganzen Hoffnung, wenn das dann nicht eine PR-Idee des cleveren Agentur Managers gewesen ist. Auf jeden Fall ein schriller Ionesco, der das Festival bereicherte.

Aus Berehovo in der Ukraine wurden die DREI SCHWESTERN von A. Tschechow in ungarischer Sprache präsentiert. Atilla Vindianski, der Regisseur und Direktor des Ungarischen Nationaltheaters Budapest, auch kein Unbekannter, hatte in einer angedeuteten Kongruenz von Ort, Zeit und Raum in sehr realistischem Ambiente den Ruin und die Zukunft einer Familie inszeniert. Glanzlos, abgewrackt und schäbig lässt er von Anfang an durchblicken, dass die Positionierungen zwar wechseln, das Leben sich aber nicht wirklich ändert. Die Schwestern haben gewusst, dass die Abreise nach Moskau ein Traum bleiben wird.

Sicher hatten die Besucher an diesem Abend ein Seifenoper erwartet, als die Changpa Theatergruppe aus Südkorea mit RADICAL auf den Plakaten stand. Einiges Aufsehen entstand, als die Schauspieler immer wieder vor rumänische Fotoapparate und Handy gezerrt wurden. Alt und Jung wollten ein persönliches Souvenir. Diese Tumultszenen kennt man sonst nur von begeisterten Asiaten. Doch in Rumänien liebt man eine koreanische TV-Soap und einige der Darsteller waren tatsächlich in der Walachei zu Gast. Doch man sollte sich irren. RADICAL war mehr als radikal mit einem halben Dutzend Szenarien über den Menschen, geschaffen durch Destruktion bis hin zur absoluten Selbstaufgabe und nahe dem Tod in unserer Gesellschaft: grausamer Hyperrealismus aus Asien.

Ganz in diesem Tenor stand auch die vom bekannten rumänischen Regisseur Alexander Hausvater inszenierte Vorstellungen der BALKANFRAUEN – THE BALKAN WOMEN von Jules Tasca. Man sagt nicht ohne Grund, es handele sich um eine der besten Arbeiten Hausvaters, der hier eine Elegie auf die Opfer des furchbaren Krieges in dem tragischen Land Jugoslawien manifestierte, ein “Cri de Couer” gegen den Aderlass im ethnischen Hass zur politischen Zweckmäßigkeit ausstieß. Während es sich einerseits um ein Antikriegsstück im klassischen Outfit handelt, so ist es andererseits vielmehr ein zutiefst menschliches Dokument, in dem Schuld und Unschuld untrennbar miteinander verflochten sind. Hausvaters gekonnte Regie berücksichtigte die stilistischen Wurzeln des Stückes, die er mit einigen seiner typischen und dramatischen Farben versah, ohne jedoch die Produktion in Feierlichkeit und Manierismus zu ersticken. Ein großes Lob auch an Bühnenbild, Lichtdesign, Video und Ton, vor allem jedoch an die Schauspieler, die man unbedingt im nationalen rumänischen Theaterfestival Bukarest im Herbst wiedersehen sollte.

Die überregionalen Bande des Festivals halten seit den Anfangsjahren 2007-2009 bis heute und ermöglichten auch in der 2015 Ausgabe internationale Begegnungen auf dem rumänischen Land. Die Mannschaft des Tony Bulandra Theaters hat viel geschafft, mal mit, mal gegen die jeweils vorherrschende Politclique. Vor allem jedoch präsentierten sie ein anderes, positives Bild von Rumänien. Die ersten Kulturtouristen besuchten das BABEL FAST, die Kinderveranstaltungen zu Beginn, die open air Pop- und Folk-Abende und danach die Woche des nationalen und internationalen Theatergeschehens. Diese Ausgabe des BABEL FESTIVALs hat bewiesen, dass man den richtigen Weg beschritten hat, eine ganz spezielle Attraktion für Festivalliebhaber und Kulturtouristen auch aus dem Ausland zu werden. (Dieter Topp)

Über:

PPS Promotion-Presse-Service
Herr Christian Bauer
EU-Kulturzentrum Haus Jakobholz 10
52391 Köln-Vettweiss
Deutschland

fon ..: +492424-2037 505
fax ..: +492424-2037 504
web ..: http://www.kfe.de/
email : pps@kfe.de

PPS – Promotion-Presse-Service ist eine eigenständige Agentur, die von Christian Bauer und Dieter Topp, Künstler und Publizist, verwaltet wird.
PPS bietet Aussendungen an im Bereich Kultur und Kultur-Politik, unter besonderem Aspekt von Sprechtheater, Ballett, Musik und Musiktheater, Kunst , Kunstausstellungen und Kulturtourismus.
PPS – Aussendungen gehen an Redaktionen in der Bundesrepublik, nach Österreich und in den deutschsprachigen Bereich von Belgien und Niederlande an Print-, TV-, Radio-, Online – Redaktionen, Medienschaffende und PR-Verantwortliche, sowie offene Kulturkanäle.

PPS-Promotion-Presse-Service gehört zur Pressestelle des KulturForum Europa: Eine europäische Begegnung. Das KulturForum Europa e.V. wurde auf Initiative von Hans-Dietrich Genscher 1992 zur Förderung des gemeinschaftlichen europäischen Gedankens auf allen Gebieten der Kultur gegründet. Gegenseitige Beachtung und Toleranz sollen als Beitrag zur Völkerverständigung vorangetrieben werden.()

PPS-Promotion-Presse-Service berichtet seit 2005 über das Ballett der Staats- und Volksoper Wien (Das Ballett.at) und covert das Int. Istanbul Music Festival und die Istanbul Biennale sowie die Music Biennale Zagreb (seit 2007). Für 2008 sind das Int. Springfestival, das Herbstfestival und Fringe Festival Budapest, das Zemplén Festival im Länderdreieck Ungarn-Ukraine-Slowakei, sowie Wratislavia Cantans (PL) hinzugekommen. In 2008 wurde PPS eingeladen, für das Int. Theaterfestival Bukarest und Timisoara, sowie 2009 für das Underground Festival Arad, (RO), das Libertas Dubrovnik Summerfestival und ZFF Zurich Film Festival zu berichten. Hinzu kam eine jährliche Zusammenarbeit mit zuerich.com/Zürich Tourismus und Stadtmarketing in Zusammenarbeit mit a42. Agentur für Tourismusmarketing. 2010 berichteten wir erstmalig vom BITEI-Theaterfestival in Chisinau/Moldavien unter dem Aspekt der Information über Ost-West-Theater in vorwiegend russisch sprechenden Ländern. 2011 ist das Internationale Theaterfestival Sibiu/Hermannstadt (RO) hinzugekommen; weiterhin berichtet PPS für die Philharmonie (Müpa) Palast der Künste, Budapest (HU). Anlässlich des 3. Int. Theaterfestivals Tbilisi (Tiflis, Georgien) und des 1. Festival of Puppet Theatre, Sachalin, Russland, waren wir 2011 alleinig als deutsche Pressevertreter eingeladen. 2012 wurde die Leitung von PPS als europäischer Beobachter, Berichterstatter und internationaler Juror zum 30. Fadjr Festival nach Teheran gebeten. Das Jahr endete mit der erfolgreichen PR-Kooperation für Janacek-Musikfestival, Brünn (CZ). Seit Anfang 2013 hat die Ungarische Staatsoper, Budapest, unsere Agentur zur regelmäßigen Berichterstattung gebeten. 2015 hat die Kooperation mit dem Staatlichen Akademietheater Opereta Kyiv begonnen.

Pressekontakt:

PPS Promotion-Presse-Service
Herr Christian Bauer
EU-Kulturzentrum Haus Jakobholz 10
52391 Köln-Vettweiss

fon ..: +492424-2037 505
web ..: http://www.kfe.de/index.php
email : pps@kfe.de