Endlich menschenwürdige Grundversorgung?

Landau: “Mindeststandards in der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen sind dringend nötig!”

 

Wien (OTS) – “Angesichts der von UNHCR festgestellten Mängel in
zahlreichen österreichischen Grundversorgungsquartieren sind
Mindeststandards für die Unterbringung und Betreuung von
Asylsuchenden überfällig. Dass es nun zumindest für die Unterbringung
Vorschläge für solche Mindeststandards gibt, ist ein erster wichtiger
Schritt”, so Caritas Präsident Michael Landau. Ab morgen sollen diese
Vorschläge im Bund-Länder Koordinationsrat diskutiert werden, zum
Beispiel die Standortwahl, Wohnräume und Belegung, Sanitäranlagen,
Reinigung und Verpflegung.
Bei der Verpflegung soll auf Abwechslung, Ausgewogenheit und
Rücksicht auf religiöse Essenvorschriften geachtet werden. “Wir
wissen aus Erfahrung, dass es besser ist, wenn die Menschen sich
selbst versorgen können. Nahrungsmittel einkaufen und zubereiten zu
können, fördert die Eigenständigkeit und sorgt für Beschäftigung. Bei
der Standortwahl ist eine gute Erreichbarkeit von öffentlichen
Verkehrsmitteln und Einrichtungen wie Schule, Kindergarten,
medizinischer Versorgung und Deutschkursen zu gewährleisten”, fordert
Michael Landau.
Die angepeilten Mindest-Wohnraumgrößen sind entscheidend – wenn mehr
als zwei Menschen, die einander nicht kennen, in einem Zimmer leben
müssen, kommt es naturgemäß schneller zu Aggressionen. “Ein Minimum
an Privatsphäre und ausreichend Raum, damit ein Familienleben
aufrechterhalten werden kann, sind unbedingt nötig. Dafür braucht es
auch eine gesicherte, langfristige Finanzierung. Denn nur so können
Mindeststandards gewährleistet werden, die eine menschenwürdige
Unterbringung und Betreuung von Asylsuchenden in Österreich
ermöglichen”, erklärt der Caritas Präsident und weiter: “Leider sind
zahlreiche Bestimmungen in den angekündigten Mindeststandards als
reine Möglichkeit formuliert, dabei ist die Verbindlichkeit der
Standards wesentlich für ihre effektive und flächendeckende
Umsetzung.”
Zugang zum Arbeitsmarkt
Neben einer entsprechenden Unterbringung geht es aber auch um
qualitative Betreuung in der Grundversorgung – Mindeststandards
sollten auch dafür definiert werden. Dazu gehören Beratungs- und
Unterstützungsleistungen im Quartier und eine gute Erreichbarkeit
dieser Dienste: Rechtsberatung im Asylverfahren, Sozialberatung,
Deutschkurse sowie adäquate psychologische und rechtliche Betreuung
für Opfer von Gewalt und Menschenhandel.
Landau präzisiert: “Für unbegleitete Minderjährige braucht es
sozialpädagogische Betreuung und Unterstützung bei Schul-
Ausbildungs- und Berufsvorbereitungsaktivitäten. Frauen sollte der
Zugang zu spezifischer medizinischer Betreuung und Bildungsangeboten
ermöglicht werden.” Besondere Anforderungen sind in der Betreuung von
Menschen mit Behinderungen und mit Pflegebedarf notwendig. Dafür
braucht es zum Beispiel speziell ausgestattete Quartiere mit guter
Vernetzung zu FachärztInnen.
Insbesondere in Bezug auf diese Personengruppen ist eine
Valorisierung der Grundversorgungsleistungen nach wie vor dringend
notwendig. Vergleichbare Leistungen für die Betreuung von in
Österreich ansässigen Kindern und Jugendlichen ohne Eltern machen in
etwa das Doppelte der für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
vorgesehenen Mittel aus. Jungen Menschen in Not eine Perspektive zu
bieten, sollte aber keine Frage der Nationalität sein. “Es gibt keine
halben Kinder. Wir fordern, dass Minderjährige, die allein aus ihrer
Heimat geflüchtet sind, denselben Anspruch auf Kinder- und
Jugendhilfe haben wie österreichische”, sagt Christian Moser,
Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf, in diesem Zusammenhang.
“Wir hoffen, dass der Bund-Länder Koordinationsrat die im November
2013 von den LandesflüchtlingsreferentInnen vorgelegten Vorschläge
voranbringt. Besonders wichtig ist der Zugang zum Arbeitsmarkt für
Asylsuchende nach sechs Monaten. Außerdem sollten die Menschen in
Zukunft nicht nur 110 Euro im Monat dazuverdienen dürfen, sondern bis
zur Geringfügigkeitsgrenze, ohne gleich aus der Grundversorgung zu
fallen”, appelliert Michael Landau.

OTS-Originaltext Presseaussendung unter ausschließlicher inhaltlicher Verantwortung des Aussenders.
OTS0037 2014-01-27 10:03 271003 Jän 14 OCZ0001 0517