Greenpeace: Krise in Fukushima nimmt kein Ende
Drohende Renaissance der Atomkraft in Europa muss verhindert werden
Wien (OTS) – Drei Jahre nach der verheerenden Atomkatastrophe in
Fukushima ist kein Ende der Krise in Sicht. Sechs ExpertInnen und
ZeugInnen haben diese Woche gemeinsam mit Greenpeace Japan die
Regionen um das havarierte Atomkraftwerk bereist und heute im Rahmen
einer Pressekonferenz in Tokio die massiven Probleme der Menschen vor
Ort verdeutlicht. “Mit dieser Dokumentationsreise möchten wir der
Weltöffentlichkeit die Wahrheit über Fukushima zeigen. Die Menschen
in der Region leiden heute stärker denn je unter den Folgen der
Atomkatastrophe und ihr Schicksal wird von der japanischen Regierung
ignoriert”, sagt Hisayo Takada, Energieexpertin von Greenpeace Japan.
Durch die Evakuierung der Präfektur Fukushima wurden mehr als 150.000
Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. In einigen Teilen der
Region wurden die Bewohner jedoch erst Wochen nach der Katastrophe
über die Evakuierung informiert und waren so der Strahlung über einen
langen Zeitraum hinweg direkt ausgesetzt. “Bis heute tut die
Regierung so, als wäre die Krise vorbei. Es wird bewusst falsch
informiert und den Opfern erzählt, dass sie irgendwann in ihre Häuser
zurückkehren können. Das Kalkül dahinter ist klar: So müssen
Kompensationszahlungen nicht bereitgestellt werden”, so Takada. Bis
heute leben etwa 100.000 Menschen in temporären Behausungen und
wurden bisher nicht angemessen entschädigt.
Wie erst gestern bekannt wurde, sind nach einer erneuten Panne im
havarierten Atomkraftwerk weitere etwa 100 Tonnen kontaminiertes
Wasser ausgetreten. Die fortwährenden Zwischenfälle machen deutlich,
dass weder die japanische Regierung noch die Betreiberfirma TEPCO die
anhaltende Sicherheitskrise in den Griff bekommen kann. “Obwohl die
Situation in Fukushima ständig die Risiken in Erinnerung ruft und
nukleare Energie mit enormen Kosten verbunden ist, droht hier in
Europa eine Renaissance der Atomkraft”, führt Julia
Kerschbaumsteiner, Atomsprecherin von Greenpeace in Österreich, aus.
Die Europäische Union arbeitet derzeit an einer Strategie für die
zukünftige Energieaufbringung bis 2030. “Länder wie Großbritannien,
Tschechien oder Ungarn setzen sich massiv für das Vorantreiben der
Atomenergie für den zukünftigen Energiemix in der EU ein. Europa muss
aber Lehren aus Fukushima ziehen und jetzt die Weichen für die
Energiewende stellen”, fordert Kerschbaumsteiner abschließend.