Du darfst mich gerne siezen! Ja, wie ist das denn? Duzen oder Siezen im Büro oder Geschäftsleben.
Was ist die aktuelle und offizielle Regelung? Wer darf wem das Du anbieten? Und darf man ein Du auch ablehnen? Diese und weitere Fragen kläre ich in diesem Artikel.
Unser Arbeitsleben ist dynamisch. New Work, Agilität, Generation Y, Generation Z. Diese Veränderungen haben Einfluss auf unser tägliches Miteinander. Alles scheint lockerer und moderner zu werden. Dazu gehört auch, das in vielen Unternehmen durchgesetzte Duzen. Aber: Duzen oder Siezen im Büro und Geschäftsleben, was ist angemessen?
“Warum wir Sie in Zukunft duzen”
Anlass für diesen Artikel ist eine Nachricht, die von Xing verschickt wurde. Sie lautete: “Warum wir Sie in Zukunft duzen.” In der Nachricht wurde beschrieben, dass laut einer Umfrage die Mehrheit der Mitglieder geduzt statt gesiezt werden möchte. Begleitet wurde diese Nachricht allerdings von einem Shitstorm. In den Kommentaren sagten gefühlte 90 % der Kommentierenden: “Ich möchte weiterhin gesiezt und nicht geduzt werden.”
Ich halte Xing für recht repräsentativ für das deutsche Geschäftsleben. Genau deshalb sind diese widersprüchlichen Ergebnisse eine interessante Fallstudie. Mit weit mehr als 1.000 Kommentare zeigen die Menschen, dass sie – trotz der angesprochenen Studie – im Büro und Geschäftsleben gesiezt werden wollen.
Warum Siezen und Duzen wir überhaupt?
Siezen und Duzen ist für unsere Sprache typisch. Im Englischen gibt es die Unterscheidung nicht. Sprache und Kultur hängen sehr eng zusammen. Sprache zeigt, was in der jeweiligen Kultur gewachsen und verankert ist.
Interessant: Das menschliche Gehirn denkt immer noch in denselben Bahnen, in denen es schon vor Zehntausenden von Jahren gedacht hat. Im Fokus dieses Denkens steht das Stammesdenken. Unser Gehirn verortet uns automatisch als Mitglied eines bestimmten Stammes.
Heute können wir uns die Stämme aussuchen – unseren Kollegenkreis, unsere Facebook-Gruppe, unseren Sport. Wir sind aber immer noch Teil eines Stammes. Und Mitglieder eines Stammes duzen sich. Das heißt, das Du bedeutet Zusammengehörigkeit. Die Basis für Zusammengehörigkeit sind Vertrauen und Kompetenz. Man gehört zu einem Stamm, wenn man sich dort wohlfühlt, wenn man den anderen Mitgliedern Vertrauen und Kompetenz entgegenbringt und dies von ihnen erhält.
Mit diesem Wissen wird schnell klar, warum sich das Du von außen nicht einfach überstülpen lässt. Eine Maßnahme wie “Wir sagen jetzt einfach alle Du!” kann nicht automatisch für mehr Vertrauen und mehr Kompetenz unter den Mitgliedern sorgen und ihre Wertschätzung füreinander erhöhen.
Duzen ist ein Privileg
In unserer Gesellschaft bzw. Kultur ist das Siezen der Standard. Genaugenommen ist also nicht das Sie ein Privileg, sondern das Du. Jemandem das Du anzubieten, ist ein Zeichen von Wertschätzung und damit per se etwas Gutes, wenn es an der Stelle richtig passt. Ob man das Duzen oder Siezen im Büro und Geschäftsleben persönlich toll findet, ist eine andere Frage. Vielleicht wird sich dieses Denken irgendwann verändern. Doch im Moment gilt das Duzen weiterhin als Zeichen von Wertschätzung und Vertrauen.
Wer darf wem das Du anbieten?
Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass in den Kommentaren dieses Xing-Vorstoßes häufiger das Wort “übergriffig” auftauchte. Die Basis des Unmuts und der Begriffswahl der Kommentierenden ist die Frage: “Wer bietet wem das Du an?” Und hier hat Xing gegen die gängigen Regeln verstoßen.
Es gibt beim Duzen oder Siezen im Büro und Geschäftsleben eine klare Regelung.
Regel Nr. 1: Kunde und Lieferant. Das Du anzubieten ist ein Privileg des Kunden. In diesem Beispiel ist Xing aber ein Lieferant, der eine Plattform zum Netzwerken anbietet. Rein formal steht es Xing deshalb gar nicht zu, das Duzen als allgemein im Netzwerk gültig durchzusetzen.
Das Duzen ist ein Zeichen von Kultur, von Stammeskultur und damit auch von Unternehmenskultur. Das bedeutet, mit der Etablierung des Duzens kann man natürlich Einfluss auf die Kultur nehmen. Es ist aber nicht möglich, eine Kultur so künstlich zu erschaffen. Wenn das Duzen nicht zur Unternehmenskultur passt, dann muss man zuerst an der Unternehmenskultur arbeiten.
Für diese Anpassung ist zu beachten, wer wem innerhalb eines Unternehmens das Du anbieten darf. Hier gilt ganz klar: Der hierarchisch Höhere hat das Privileg dem hierarchisch Niedrigeren das Du anzubieten. Das bedeutet, dass ein Unternehmen durchaus entscheiden kann, dass ab sofort geduzt wird. Ob das gut oder schlecht ist, hängt von der jeweiligen Unternehmenskultur ab. Diese kann dadurch unterstützt, aber nicht durch das Du allein verändert werden.
Dürfen Sie ein Angebot zum Duzen ablehnen?
Bei einer solchen Anpassung innerhalb der Unternehmenskultur fragen Sie sich vielleicht: “Was mache ich, wenn ich ein Du angeboten bekomme und es nicht annehmen möchte? Muss ich es trotzdem tun?” Nein, das müssen Sie nicht. Weder als Lieferant von Kunden, noch innerhalb eines Unternehmens. Die Frage, ob das klug ist oder nicht, beantworten Sie sich bitte selber.
Aber natürlich dürfen Sie das Duzen ablehnen. Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie ein Duzen oder Siezen im Büro und Geschäftsleben bevorzugen.
Meine Empfehlung ist, dass Sie dazu immer eine Begründung liefern sollten, keine Rechtfertigung. Sie müssen sich für Ihre Entscheidung nicht rechtfertigen. Aber eine Begründung macht es für Ihr gegenüber höflicher und angenehmer. Sie können beispielsweise sagen: “Ich freue mich über dieses Angebot. Ich finde es für mich einfacher oder angenehmer, dass wir beim Sie bleiben, weil ich das im Geschäftsleben gerne so halte.” Das ist vollkommen okay und sollte vom anderen respektiert werden.
Es ist schwierig, von einem Du wieder zu einem Sie zu wechseln, auch wenn ich das eingangs in diesem Artikel scherzhaft angesprochen habe. Deshalb sollten Sie sich die Entscheidung, ob Sie ein Duzen oder Siezen im Büro und Geschäftsleben bevorzugen,
genau überlegen.
Wahr oder falsch? – In sozialen Netzwerken gilt immer das Du
Irrtum! Es gilt auch in den sozialen Netzwerken nicht unbedingt das Du – nicht in jedem. Auf Instagram und Facebook duze ich meine Kontakte, weil es dort zur Kultur gehört. Auf LinkedIn und Xing mache ich das nicht. Umgangsformen sind differenziert und passend zur Kommunikation und zum Medium.
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